Landnutzungsänderung
Dass es einen bedeutsamen Zusammenhang zwischen dem globalen Ernährungssystem und dem Klima gibt, ist
den meisten wohl bekannt. Was viele jedoch in ihren Diskussionen um Pflanzenschutzmittel und methanausstoßende Kühe vergessen, ist der Faktor der Landnutzungsänderungen. Davon spricht man, wenn ein Stück Land in
eine andere Nutzungskategorie umgewandelt wird. Das kann zum Beispiel bei Wäldern, Mooren oder Grünland,
die zu Ackerland gemacht werden, der Fall sein. Die wohl meistdiskutierte Landnutzungsänderung ist die Rodung
von tropischen Regenwäldern, um die Flächen als Rinderweide oder zum Anbau von Soja zu nutzen. Doch worin
liegt das Problem?
Landnutzungsänderungen müssen nicht, können aber durchaus klimaschädlich sein. Am Beispiel Regenwald werden die negativen Auswirkungen deutlich: Regenwälder binden durch ihre ganzjährige Vegetationsperiode riesige Mengen an Kohlenstoff, den sie der Atmosphäre mithilfe der Photosynthese entzogen haben. Durch die Rodung und die anschließende Bearbeitung des entstandenen Ackerbodens entweicht der gespeicherte Kohlenstoff
allerdings wieder.
Das macht Landnutzungsänderungen zu einem der bedeutendsten Faktoren, wenn es um die ökologischen Auswirkungen unseres Ernährungssystems geht: Laut Weltklimarat sind fünf bis 14 Prozent aller menschengemachten Treibhausgasemissionen darauf zurückzuführen. Fairerweise muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass auch in Europa angebaute Lebensmittel die Umwandlung von Wäldern oder Grasflächen zu Ackerland erfordern. Allerdings belegt man europäische Äcker, die schon seit langer Zeit als solche genutzt werden, mit keinem oder einem deutlich geringeren Landnutzungsfaktor. Sie gelten daher als klimafreundlicher als ihr Pendant in den
Tropen.
Dass die Landnutzung auch in Sachen Biodiversität eine entscheidende Rolle spielt, betont unter anderem der
Weltbiodiversitätsrat. Laut ihm stellen Veränderungen in der Land- und Meeresnutzung global betrachtet die wichtigste Ursache für den Verlust von Artenvielfalt dar. Platz zwei bis fünf gehen an die Ausbeutung von Organismen, den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und die Ausbreitung nicht-heimischer Arten.
Eine wesentliche Antriebskraft für Landnutzungsänderungen in Regenwaldgebieten ist der Soja-Export nach
Europa und China. Zwar gehen in Österreich etwa 35 Prozent des Futter-Sojas in die Geflügelbranche, Soja aus
Südamerika findet man auf heimischen Geflügelbetrieben allerdings selten. In Südamerika wird nämlich vor allem
gentechnisch verändertes Soja angebaut, auf das hierzulande in dieser Branche verzichtet wird. Während das
GVO-freie Futter in der Geflügelmast theoretisch auch aus Übersee kommen kann, füttern Legehennenbetriebe
ausschließlich europäisches Soja.
Mehr zum Thema lesen Sie im ausführlichen Hintergrundbericht Landwirtschaft, Ernährung und Klima:
www.landschafftleben.at/hintergruende/landwirtschafternaehrung-klima
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