Große Veränderungen im Leben können eine zweite Chance sein
DIETER UND HERBERT LUGITSCH JUN. ZIEHEN BILANZ
Wie viele andere Unternehmen, hatte auch Lugitsch in den letzten Monaten mit vielen Herausforderungen, Umstrukturierungen, Homeoffice, Kurzarbeit und Rohstoffbeschaffung zu kämpfen. Wir haben die Geschäftsführer zu einem Gespräch gebeten, um zu erfahren, wie sie gemeinsam mit den Mitarbeitern den Weg aus der Krise gemeistert haben und wie ihre persönliche Sicht in die Zukunft aussieht.
Red.: Was war Ihr erster Eindruck, als das Thema „Corona“ anfing in den Medien publik zu werden? Hätten Sie damals schon gedacht, dass es solche Auswirkungen wie einen Lockdown geben würde?
DL.: Nein. Auch wenn ich die Berichte hörte, dachte ich, dass ist weit weg und wird uns nicht treffen.
HLj.: Auch ich hätte nicht damit gerechnet, dass es in dieser Dimension über uns hereinbricht!
Red.: Die Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen seitens der Regierung waren ja umgehend umzusetzen. War das im Unternehmen an allen Standorten und vor allem in den Produktionsbereichen einfach zu bewerkstelligen?
DL.: Überhaupt nicht, vor allem im Geflügelhof mussten wir mit besonderer Sorgfalt agieren. Wir haben aber sehr aktive Mitarbeiter, die bei der Umsetzung viele Ideen und Lösungen eingebracht haben. Dadurch war es auch viel leichter, alle Maßnahmen umzusetzen.
HLj.: Es war auch in den Futtermühlen nicht einfach. Die Mitarbeiter haben aber von Anfang an alle an einem Strang gezogen, sodass wir nach kürzester Zeit alles perfekt im Griff hatten. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle.
Red.: Neben Kurzarbeit war ja Homeoffice auch ein großes Thema. Hatten Sie im Unternehmen vorher schon Erfahrung mit diesem Arbeitsmodell und wie ist Ihre Einstellung heute dazu im Rückblick auf die vergangenen Wochen?
DL.: Im Geflügelhof hatten wir ein wenig Erfahrung damit, da einige Mitarbeiter dies in Zeiten längerer Abwesenheit schon hier und da genutzt haben. Rückblickend muss man sagen, dass sich diese Vorerfahrung bewährt hat und wir dieses Arbeitsmodell auch in Zukunft in einigen Bereichen beibehalten bzw. anbieten werden.
HLj.: In der Verwaltung und in den Futtermühlen war es für uns Neuland. Diese Krise hat uns aber gezeigt, dass es in gewissen Bereichen und in bestimmten Zeitfenstern für die Mitarbeiter durchaus auch Sinn macht. Ein persönlicher Kontakt unter den Beschäftigten ist dennoch dauerhaft unerlässlich.
Red.: Gab es sonst noch besondere Herausforderungen für Sie und Ihre Mitarbeiter, die die Corona-Zeit mit sich brachte? Wenn ja, wie haben Ihre Mitarbeiter die neuen Anforderungen gemeistert aus Ihrer Sicht?
DL.: Da wir im Geflügelhof im Bereich der Produktion viele slowenische Mitarbeiter beschäftigt haben, war es laufend unsicher, ob sie nach einem Wochenende auch alle wieder zur Arbeit kommen können. Deswegen haben wir allen eine vorübergehende Unterkunft in Österreich angeboten und die Möglichkeit vorerst hier zu bleiben. Dieses Angebot haben auch viele genutzt, wofür ich jedem Einzelnen sehr dankbar bin. Gott sei Dank hat es aber an der slowenischen Grenze nicht wirklich Probleme gegeben.
Red.: Hat sich die Lage Ihrer Meinung nach etwas entspannt oder sehen Sie weiterhin Notwendigkeiten, Schutzmaßnahmen aufrecht zu erhalten?
DL.: Grundsätzlich hat sich die Lage meiner Meinung nach etwas entspannt, da wir in Österreich fast keine Neu-Infektionen mehr haben. Aber der Virus ist noch da. Daher gilt für uns weiterhin Abstand halten, Maske tragen und dort wo es nicht möglich ist, haben wir Schutzvorrichtungen installiert. Die Händedesinfektion ist bei uns ja sowieso schon immer oberstes Gebot und gehört für uns zum Arbeitsalltag.
HLj.: Ich denke auch, dass wir weiterhin vorsichtig sein müssen und uns rüsten sollten für eine mögliche zweite Infektionswelle.
Red.: Werden Sie zukünftig im Unternehmen durchgeführte Änderungen/Neuerungen aus der Coronazeit weiter fortführen? Wenn ja, welche und warum?
DL.: Wir werden zukünftig sicher viele Besprechungen über Videokonferenzen abhalten. Die Abstandsregeln wurden durch kleinere Umbauten erfüllt und werden auch so beibehalten. Homeoffice wird für Mitarbeiter, wo es sinnvoll ist, weiterhin angeboten.
HLj.: Mit den Videokonferenzen wurde zudem positiv sichtbar, dass wir auch persönliche Zeitressourcen und CO2 gespart haben, weil wir für Meetings nicht stundenlange Autofahrten in Kauf nehmen mussten. Für Informationsaustausch und Abstimmung ist die Videokonferenzen sicher eine sinnvolle Alternative.
Red.: Wie ist Ihre Sicht auf die kommenden Monate? Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie auf Ihr Unternehmen, die Landwirtschaft und den Handel in Zukunft zukommen.
DL.: Ich hoffe, es haben alle erkannt, wie wichtig es ist, eine heimische Versorgung für die Österreicher gewährleisten zu können. Hier müssen wir weiter aufbauen und den Menschen die Vorteile der österreichischen Ware weiter aufzeigen. Wir alle entscheiden beim Einkauf über die Zukunft der österreichischen Landwirtschaft. Dazu muss aber auch der Handel bereit sein, österreichische Lebensmittel zu listen und die Qualität hervorzuheben, nicht immer nur den Preis.
HLj.: Das Bewusstsein für mehr regionale und heimische Lebensmittel, vor allem auch Bio, ist gestiegen, das lässt uns positiv in die Zukunft blicken.
Red.: Glauben Sie, dass die Krise bei den Österreichern in Bezug auf mehr Wertschätzung für heimische Lebensmittel und sonstige regionale Produkte zu einem bleibenden Umdenken im Konsumverhalten geführt hat?
DL.: Ich hoffe es, aber ich glaube nicht wirklich daran, dass dieses Umdenken langfristig anhält.
HLj.: Ich hoffe und wünsche es mir, vor allem für unsere Landwirte und regionalen Produzenten mit ihrer Vielfalt an innovativen Produkten.
Red.: Gibt es ein paar persönliche Gedanken, die Sie den Lesern noch mit auf den Weg geben möchten?
DL.: Wir alle lieben unsere Heimat, egal in welcher Ecke Österreichs wir zu Hause sind. Diese Heimat, so schön und lebenswert sie derzeit noch ist, bleibt uns nur erhalten, wenn sie auch geschützt, gehegt und gepflegt wird. Das machen unsere Bäuerinnen und Bauern jeden Tag. Und dafür erwarten sie einzig einen fairen Preis für ihre wunderbaren Produkte und ihre Arbeit. Das ist doch ein Deal den jeder eingehen kann, oder?
HLj.: Wir sind in Österreich in der Lage, die Bevölkerung mit hochqualitativen Lebensmitteln zu versorgen. Das gilt insbesondere natürlich auch für Krisenzeiten, wie wir in den letzten Monaten ganz klar gesehen haben! Um dies sicherzustellen, muss der Konsument aber ganz bewusst auf heimische Produkte setzen, um die Landwirtschaft und die Veredelungsproduktion weiter zu erhalten.
Red.: Vielen Dank für das Gespräch und hoffen wir, dass die Zukunft viel Positives für uns bereit hält!